Kostenloses Girokonto: Bis zu 200 Euro sparen
„Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei“. Mit diesem Satz leitete Georg Fahrenschon im März 2016 das Ende der kostenlosen Sparkassen-Konten für Studenten, Auszubildende und Schüler ein. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) sah angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) keine Alternative. Die Geldinstitute müssen derzeit Strafzinsen (April 2016) in Höhe von 0,4 Prozent zahlen, um ihr Geld bei der EZB zu lagern.
Diesen finanziellen Druck bekommen nun auch die Sparer zu spüren. Künftig wird es voraussichtlich für keinen der 47,5 Millionen Sparkassen-Kunden ein kostenloses Girokonto mehr geben. Auch andere Geldinstitute schrecken nicht davor zurück, ihre Kunden stärker zu belasten. So müssen große Unternehmen wie Krankenkassen und wenige wohlhabende Firmenkunden Strafzinsen auf ihre Anlagen zahlen. Gibt es bald etwa gar keine kostenlosen Girokonten mehr?
Gebührenfreies Girokonto möglich
Die gute Nachricht für den kleinen Sparer: Trotz der schwierigen Lage gibt es weiterhin Geldinstitute mit gebührenfreien Girokonten. Vor allem Direktbanken, bei denen ausschließlich Online-Banking möglich ist, bleiben günstig.
Wechsel zum kostenlosen Girokonto
Laut Stiftung Warentest bietet die Mehrheit der Geldinstitute nach wie vor ein gratis Girokonto an. Pro Monat können Kunden in der Regel ohne Probleme fünf Euro sparen, maximal sogar bis zu 200 Euro im Jahr. Wer nur sehr geringe Gebühren zahlt, sollte vor einem Wechsel darüber informieren, dass sich die Konditionen nicht verschlechtern. Ein Wechsel lohnt sich nach Ansicht von Stiftung Warentest erst ab jährlichen Ausgaben von 40 Euro für reines Online-Banking oder 80 Euro für das Nutzen einer Filiale vor Ort.
Wenn ein Geldinstitut die Gebühren erhöht oder eine Änderung an ihren Geschäftsbedingungen vornimmt, kann das ein guter Zeitpunkt sein, um nach einem kostenlosen Girokonto Ausschau zu halten. Jede Änderung muss dem Kunden zwei Monate im Voraus mitgeteilt werden und berechtigt zu einer fristgerechten außerordentlichen Kündigung. Wer den Änderungen widerspricht, erhält meistens umgehend eine Kündigung von der Bank. Dies ist eine rechtmäßige Reaktion, sofern die Kündigungsfrist von zwei Monaten eingehalten wird. Äußert sich ein Kunde nicht zu den neuen Bedingungen, gelten sie stillschweigend als akzeptiert und das Girokonto läuft wie gewohnt weiter.
Kostenloses Girokonto – worauf achten?
Dass keine Gebühren für die Kontoführung anfallen, ist nur eine Voraussetzung für ein gutes Angebot. Sparer sollten beim Vergleich auch diese Aspekte berücksichtigen:
- Kosten für Geld abheben im Ausland – im Idealfall umsonst, oft aber mit bis zu 6 Prozent Gebühren
- Ein dichtes Automatennetz ist von Vorteil – schließlich fallen normalerweise mit einer EC/Girokarte 1,95 Euro an, wenn ein Kunde an einem Automaten einer fremden Bank Geld abhebt.
- Dispozinsen für Überziehungen des Kontos – hier gibt es enorme Unterschiede zwischen den Banken in einer Spanne von wenigen Prozent bis zu weit über 10 Prozent.
- Eine kostenlose oder zumindest sehr günstige Kreditkarte ist kein Muss, aber ein Extra, das die meisten Kunden schätzen
- Mindesteingänge können ebenfalls eine Rolle spielen – manche Geldinstitute bieten ihr kostenloses Girokonto nur bei regelmäßigen monatlichen Eingängen von mehreren hundert Euro an.
- Weitere kleinere Kosten wie beispielsweise für den Versand von Kostenauszügen sind nicht außer Acht zu lassen
Leider werden nicht immer alle Bedingungen transparent und offen kommuniziert. Insbesondere die Höhe der Dispozinsen wird oft auf den ersten Blick nicht deutlich und muss von Verbrauchern einzeln nachgefragt oder in den Geschäftsbedingungen nachgelesen werden. Die investierte Mühe macht sich aber bezahlt, wenn erst einmal ein kostenloses Girokonto mit guten Konditionen vorhanden ist.
Bestes kostenlose Girokonto der Direktbanken
Einen Anhaltspunkt über empfehlenswerte Banken geben die zahlreichen Girokonto Tests aus der jüngsten Vergangenheit. Seit dem Herbst 2015 sind die Bedingungen der Geldinstitute in mehreren Vergleichen unter die Lupe genommen worden.
Die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) prüfte im Auftrag des Fernsehsenders N24 die Angebote der Direktbanken. Der Nachteil von Direktbanken liegt darin, dass es keinen persönlichen Ansprechpartner vor Ort gibt. Außerdem werden für Bargeld-Einzahlungen an Automaten Gebühren fällig. Dafür halten Direktbanken in aller Regel bessere Konditionen bereit als ihre Konkurrenten mit Filialnetz.
Unser Tipp: Sie möchten noch weitere, ausführliche Informationen zum eigenen Konto, dann besuchen Sie auch unser Fachportal zum Thema Girokonto Vergleich. Dort finden Sie neben Tipps zum kostenlosen Girokonto auch viele Infos zu den Girokontoanbietern und können aktuelle Ratgeberartikel lesen.
Im Januar 2016 stellten die Experten fest, dass Kunden sehr wohl eine Auswahl an kostenlosen Girokonten besitzen. Die Hälfte der getesteten Unternehmen ermöglicht ein gebührenfreies Geld abheben im In- und Ausland. Im schlechtesten Fall müssen Kunden außerhalb Deutschlands Gebühren in Höhe von sechs Prozent zahlen.
In den Vergleich bezogen die Tester drei Bereiche mit ein:
- Die Konditionen: 50 %
- Transparenz und Komfort: 25 %
- Kundenservice: 25 %
Als Testsieger zeichnet sich die DKB aus. Als einziger Anbieter überzeugte die Deutsche Kreditbank mit sehr guten Konditionen. Zum Zeitpunkt des Tests verzinste die DKB das Guthaben mit 0,1 Prozent. Der Service ist allerdings noch verbesserungswürdig. In der Kategorie Transparenz & Komfort behielt 1822 direkt und beim Kundendienst Comdirect die Oberhand.
Die besten Direktbanken mit kostenlosem Girokonto im Überblick:
Geldinstitut | Note | Kostenlos Geld abheben
im In- und Ausland |
DKB | Gut (1,5) | Ja |
Consorsbank | Gut (1,6) | Ja |
Wüstenrot direct | Gut (1,8) | Ja |
DAB Bank | Gut (1,7) | Ja |
ING-DiBa | Gut (1,8) | Nein |
Comdirect | Gut (1,9) | Ja |
Beste Girokonten im Test
Das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) legte den Girokonto-Test im Auftrag von n-tv im September 2015 weiter aus. Die Experten untersuchten neben dem reinen Online-Banker zwei weitere Nutzerprofile: Zum einen Kunden, die ihre Bankgeschäfte sowohl online als auch in der Bank abwickeln. Zum anderen Menschen, die ausschließlich die Filiale nutzen und dafür bereit sind, auch Gebühren zu zahlen. So viel berechnen jeweils die teuersten Banken pro Jahr:
Selbst innerhalb der einzelnen Zielgruppe sind große Unterschiede zu beobachten. So sind die meisten Direktbanken kostenlos. Für die drei unterschiedlichen Kunden gingen drei Testsieger aus dem Vergleich der 26 wichtigsten Geldinstitute hervor. Die Experten berücksichtigten jeweils zu 50 Prozent die Konditionen sowie den Service der Anbieter. Die Beratung der Kunden nimmt in dem Vergleich also eine größere Rolle ein als in anderen Tests.
Die Sparkasse Mainfranken Würzburg sichert sich den ersten Platz bei einer reinen Filialnutzung. Zwar müssen Kunden eine geringe Grundgebühr zahlen, dafür erhalten sie aber einen Top-Service, den Direktbanken nicht bieten können. Zudem werden sie mit einer Partner-Girocard und einer preiswerten Kreditkarte ausgestattet.
Wer nicht nur vor Ort, sondern auch online Bankgeschäfte abwickelt, ist bei der BBBank an der richtigen Adresse. Das Girokonto ist kostenlos und enthält außerdem eine gebührenfreie Partner-Girocard. Dafür müssen allerdings einmalig Genossenschaftsanteile von 15 Euro erworben werden. Außerdem gilt das Angebot nur für Gehalts- oder Bezügekonten, also nur, wenn regelmäßig Zahlungen eingehen.
Die meisten kostenlosen Girokonten stehen für Kunden zur Auswahl, die Transaktionen ausschließlich mit ihrem PC oder Smartphone durchführen. Für diese reinen Online-Nutzer macht die Santander Bank das beste Angebot. Das kostenlose Girokonto wurde zum Zeitpunkt des Tests sogar mit 0,25 Prozent verzinst und beinhaltet eine kostenlose Visa-Card. Das kostenlose „Girokonto Kombi“ kann aber nur bei regelmäßigen Gehaltseingängen abgeschlossen werden. Ist dies nicht der Fall, steht das „Girokonto Solo“ zur Verfügung, das pro Monat allerdings 6,95 Euro kostet.
Die Testsieger im Überblick:
Bestes Filialbanking:
- Sparkasse Mainfranken Würzburg
- BBBank
- Sparda-Bank West
Beste Filial- und Onlinenutzung:
- Santander Bank
- Targobank
- Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
Beste Onlinenutzung:
- BBBank
- Sparda-Bank West
- Sparkasse Mainfranken Würzburg
Bestes kostenloses Girokonto für Studenten
Die besten Angebote aus diesem Test richten sich vor allem an Berufstätige. Für junge Leute haben die Banken besondere Produkte in ihrem Portfolio. Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) stellte im Spätsommer 2015 für die Zeitschrift €uro (31/2015) die besten kostenlosen Girokonten für Studenten vor.
Oft ist das Angebot nicht an eine Immatrikulation, sondern vor allem an eine Altersgrenze gebunden. Mit 27, spätestens 30 Jahren endet der Rabatt in den meisten Fällen. Viele „Studenten“-Girokonten stehen daher tatsächlich allen jungen Leuten offen, die noch nicht berufstätig sind. Studenten können ebenso wie Auszubildende ein kostenloses Girokonto abschließen. Wann die Sparkassen zu einem gebührenpflichtigen Konto übergehen, bleibt abzuwarten.
Die einzelnen Kategorien wurden folgendermaßen gewertet:
- Angebot: 40 %
- Leistungen: 30 %
- Kundenservice: 30 %
Als Testsieger zeichnen sich die Berliner Volksbank mit einer hervorragenden Filialberatung sowie die servicestarke Direktbank 1822 direkt aus. Beide Geldinstitute ließen den nächstbesten Anbieter um mehrere Punkte hinter sich.
Beste Filialbank mit kostenlosem Girokonto für Studenten:
- Berliner Volksbank 89,2 Punkte
- Berliner Sparkasse 84,5 Punkte
- Targobank 83,7 Punkte
Beste Direktbanken mit kostenlosem Girokonto für Studenten:
- 1822 direkt 89,6 Punkte
- DKB 83,4 Punkte
- ING-Diba 83,4 Punkte
Sparda-Banken mit hoher Kundenzufriedenheit
Aus einer ganz anderen Perspektive testet das Kölner Unternehmen ServiceValue die Geldinstitute. Die Ergebnisse des „ServiceAtlas Banken 2015“ basieren nicht auf Expertenurteilen, sondern den Eindrücken von mehr als 2.000 Kunden. Für interessierte Verbraucher ist dieser Vergleich eine wertvolle Ergänzung zu den objektiven Tests. Die zehn größten Filial- und acht größten Direktbanken nahmen an dem Vergleich teil.
Die Kunden wurden nicht nur zu Girokonten, sondern auch zu anderen Produkten befragt. Außerdem äußerten sie sich auch über die Mitarbeiter und Insgesamt werteten die Tester vom Preis-Leistungs-Verhältnis bis hin zu einer verständlichen Kommunikation acht Kategorien aus.
Die Sparda-Banken glänzen mit der höchsten Kundenzufriedenheit. An erster Stelle steht das Unternehmen in puncto Preis-Leistung, verständliche Kommunikation und allgemeiner Zufriedenheit. Wer bei einer der Sparda-Banken ein kostenloses Girokonto eröffnen will, muss zunächst einen Genossenschaftsanteil von 52 Euro erwerben. Die Ausgabe kann sich später durch eine Dividende bezahlt machen. Ansonsten gibt es keine Gebühren für die Kontoführung, außerdem stehen in Deutschland 400 Filialen zur Auswahl.
Fünf weitere Banken erhielten ebenfalls die Bestnote. Die zweitplatzierte DKB lässt die anderen Direktbanken hinter sich und versteht es außerdem am besten, ihre Kunden nachhaltig an sich zu binden. Die Testsieger im Überblick:
- Sparda-Banken – sehr gut
- DKB – sehr gut
- ING-DiBa – sehr gut
- Consorsbank – sehr gut
- Comdirect – sehr gut
- PSD Banken – sehr gut
Girokonto für alle, aber nicht zwingend kostenlos
Im März 2016 billigte der Bundesrat ein Gesetz, wonach jeder Mensch das Recht auf ein Girokonto hat. Nach Angaben von Stiftung Warentest gab es in Deutschland bislang rund 670.000 Menschen ohne Girokonto. Obdachlose, Flüchtlinge und Asylsuchende wurden von den Banken nicht selten abgewiesen. Nicht alle Geldinstitute hielten sich an die freiwillige Selbstverpflichtung der Deutschen Kreditwirtschaft, nach der Jeder ein Guthabenkonto auf Guthabenbasis eröffnen kann. Positiv fielen die Sparkassen auf, die vielen Menschen Tür und Tor öffneten.
Nun gilt in Deutschland die EU-Zahlungskosten-Richtlinie, nach der auch Menschen in prekären Situationen ein sogenanntes Basiskonto eröffnen können. Der Name stammt daher, weil das Konto nur auf Basis des tatsächlichen Guthabens geführt wird und nicht überzogen werden kann. Allerdings ist es meistens kein kostenloses Girokonto, pro Monat können Gebühren von üblicherweise drei bis zehn Euro anfallen. Der Traum vom kostenlosen Girokonto wird also auch weiterhin nicht für Jedermann Realität werden.
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